Festumzug 1250 Jahre Neckarhausen
Veröffentlicht von Edda Nieber in Veranstaltung · 23 April 2023
„Hört ihr Leut’ und lasst euch sagen: Die Paddler
ha’m den schönsten Wagen!“ Dieses Kompliment von Nachtwächter und
Vereinsmitglied Stips ging uns sehr ans Herz. Und unserer Meinung nach hatte er
natürlich Recht.
Für den Festumzug anlässlich des 1250. Jubiläums
Neckarhausens legten wir, die Kanuabteilung des TVE, uns mächtig ins Zeug. An
mehreren Wochenenden bauten Armin, Alois und Norbert fleißig den Wagen, der die
„Metz’sche Badeanstalt“ darstellen sollte. Von Ende des 19. Jahrhunderts bis
etwa 1920 stand ein kleines Badehaus in Neckarhausen etwas oberhalb der Fähre
im Fluss, betrieben von Fischer Metz. Und da das Wasser schließlich unser
Element ist und wir immer wieder an der Stelle vorbei paddeln, an der einst das
Badehäuschen stand, war das Motto perfekt.
Das von den fleißigen Handwerkern gezimmerte Haus war zwar
nicht ganz originalgetreu, aber trotzdem wunderschön. Mit blauen Planen hatten
sie schnell den reißenden Fluss auf den Wagen gebracht, in den ein Badesteg führte.
Um das Baden noch besser darstellen zu können, stellten wir eine alte
Blechwanne in die Mitte unseres Flusses, die uns Dietz und Marion netterweise
zur Verfügung stellten, da das Wetter momentan noch zu kalt für ein Bad im
Freien ist. Ein Liegestuhl mit Sonnenschirm und Picknickkorb machten die
Sommeridylle perfekt, um den letzten Feinschliff kümmerte sich das Dekoteam,
Sabine und Tanja.
Als die letzten kreativen und malerischen Tätigkeiten von
Edda abgeschlossen waren, wurde es spannend, denn der Wagen musste noch vom TÜV
geprüft werden. Ohne Mängel wurde er abgesegnet und wir erhielten sogar die
Erlaubnis, dass jemand auf dem Liegestuhl sitzen durfte, was wir zuerst für zu
unsicher gehalten haben. Aber umso besser.
Der Wagen war jedoch nicht die einzige selbstgemachte
Arbeit, die wir für den Umzug hatten. Sabine versank bereits Wochen davor in
einem Haufen aus Stoff, denn sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die
passenden Outfits beizusteuern. Wer die Bademode aus jener Zeit kennt (wir mussten
uns auch erst mal ein paar Fotos anschauen), der wird Augen machen. Aber
tatsächlich traten am Tag des Festumzuges sehr viele in wunderschönen
selbstgenähten blau-weiß gestreiften Ganzkörperbadeanzügen oder Matrosenhemden
und -kleidern auf. Was für ein Anblick! Auch Handtücher durften natürlich nicht
fehlen, nur an den Schuhen scheiterte es bei den meisten. Dennoch war einer
schöner als der andere.
Aber was wären die Paddler ohne ihre Kanus, dachten wir uns
im Vorfeld und deshalb durfte ein Boot natürlich nicht fehlen. Eines unserer
jüngsten Mitglieder, Paulina, erklärte sich – nach einiger Überredungskunst –
dazu bereit, im Kanu mitzufahren, das von Tom geschoben wurde. Ein normales
Kunststoffboot hätte die Atmosphäre jedoch total zerstört. Wie gut, dass
Wolfgang sein etwa 70 Jahre altes Holzkayak zur Verfügung stellte. Kurzerhand
schnallten wir die „Nixe“ auf einen Bootswagen und machten damit den Anblick
perfekt.
Ein Highlight der Vorbereitungen war auch der
Donnerstagabend vor dem Umzug. Zur eigentlichen Kanutreff-Zeit trafen sich
einige Mitglieder zur „Kostümprobe“, was für viel Gelächter und eine unheimlich
gute Stimmung sorgte. Der Umzug setzte dann nochmal eins obendrauf und
wurde ein ausgelassenes Fest und ein großer Spaß für alle.
Wer in der Wanne sitzen wird, war schnell klar. Alle paar
Meter hörte Alois den Satz „Das ist der beste Platz!“ und gemeinsam mit Edda,
die entspannt in ihrem Liegestuhl saß, winkte er den Leuten, die aus dem
Staunen und Schmunzeln gar nicht mehr herauskamen. Auf die Frage, ob denn auch
Wasser in der Wanne sei, erfanden wir immer wieder neue Ausreden. „Das ist
verdunstet, der Zug ist so lang!“ oder „Das hat er alles getrunken!“ kamen am
besten an.
Ganz besonders verausgabt hat sich auch Silke, die jedem –
und zwar wirklich jedem – zurief, heute sei Badetag. Dass man nicht am
Sonntag, sondern am Samstag gebadet hat, war für sie keine Ausrede, im
Gegenteil. Manch einem drohte sie sogar an, am Abend nochmal vorbeizuschauen,
ob derjenige auch wirklich sauber sei. „Hinter den Ohren und zwischen den Zehen
nicht vergessen!“
Auch Hans machte, wie wir fanden, einen unglaublich
guten Eindruck am Steuer seines Traktors. Danke nochmal an dieser Stelle, dass
du uns auch dieses Jahr so sicher durch den Ort gefahren hast!
Egal ob das Fußvolk, die „Badenden“ auf dem Wagen oder
Paulina, die bei jeder Gelegenheit etwas Süßes zugesteckt bekam und irgendwann
vor lauter Essen gar nicht mehr winken konnte, Ich glaube, ich kann für alle
sprechen, wenn ich sage, dass wir riesigen Spaß hatten und diesen Umzug so
schnell nicht vergessen werden! (Auch, dass einer der Ansager der Meinung war,
wir gehörten zum Turnverein Neckarhausen, konnte unserer guten Stimmung keinen
Abbruch tun.)
Was jetzt mit dem Badehaus passiert, ist noch nicht klar.
Wer weiß, vielleicht steht es irgendwann an unserer Anlegestelle und wir lassen
allabendlich vom Steg aus unsere Füße ins Wasser hängen. Irgendetwas wird uns schon einfallen.
Genügend kreative Köpfe haben wir ja, wie sich herausstellte, auf jeden Fall.
Vielen Dank an alle, die mitgewirkt haben, in welcher Form
auch immer. Ohne euch alle wäre es nicht halb so schön gewesen!
„Hört ihr Paddler lasst euch sagen: Unsr’er war der schönste
Wagen!“